Stanzer Zwetschke

Stanzer Zwetschke
Foto: Stefan Nothdurfter

Traditionelles Kultivieren von Zwetschken (Prunus. domestica subsp. domestica) in einer Höhenlage von etwa 1.000 Meter in der Stanz, Grins, Pians (Nordtirol).

Registernummer: 54

Offenlegungsdatum

Eine Legende besagt, dass der Heilige Petrus Canisius im 16. Jahrhundert erstmals Zwetschkenreiser nach Stanz in Tirol brachte.

Titel

Stanzer Zwetschke

Kurzdarstellung oder Behauptung

Traditionelles Kultivieren von Zwetschken (Prunus. domestica subsp. domestica) in einer Höhenlage von etwa 1.000 Meter Region Stanz, Grins Pians (Nordtirol). Die „Stanzer Zwetschke“ umfasst Zwetschkensorten, die sich besonders gut an das Klima sowie an die Bodenbedingungen der inneralpinen Region angepasst haben. Die Stanzer Zwetschken haben ein saftiges Fruchtfleisch, das einen reichhaltigen süßen Geschmack und ein charakteristisches intensives Aroma aufweist. Traditionell werden sie als Tafelobst verkauft, zu Schnaps destilliert oder in der traditionellen Küche verarbeitet.

Produktbezeichnung, Produktklasse

Zwetschke, Obst

Name der Region

Stanz bei Landeck, Bezirk Landeck, Nordtirol, Österreich

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

Ing. Ulrich Zeni Referent für Beerenobst und Obstverarbeitung Landwirtschaftskammer Tirol

Name des Antragstellers für den Titel

Gemeinde Stanz bei Landeck

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

Zwetschkenproduzenten in den Gemeinden Stanz, Grins und Pians

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Keine Angabe

Beschreibung

Geschichte:

Eine Legende besagt, dass es der Heilige Petrus Canisius (1521 bis 1597) war, der erstmals Zwetschkenreiser nach Stanz in Tirol brachte.

Im Jahr 1857 wurden 4,7 Hektar des Gemeindegebietes Stanz von Obstbäumen eingenommen. Neben Zwetschken (Prunus domestica subsp. domestica) und Spenlingen (Prunus domestica subsp. pomariorum) wurden Äpfel und Birnen gepflanzt.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Obstbau intensiviert und in der Zwischenkriegszeit versuchte man, die Stanzer Zwetschke auf den Münchner Markt zu bringen. Die Qualitätsansprüche waren zu dieser Zeit jedoch noch relativ gering.

Bis zum Jahr 1954 wurden in der Region Zwetschkenbäume gezogen, die aus dieser Region stammten. Neue Zwetschkenbäume entstanden durch keimende Samen oder durch Pflanzung von Wurzelaustrieben. Dies hatte zur Folge, dass sich diese Zwetschkensorten an die spezifischen Bedingungen des Bodens und des Klimas in der Höhenlage von etwa 1.000 Meter anpassten. Die Zwetschken gewannen einen guten Ruf als „Stanzer Hauszwetschken“.

Ab dem Jahre 1980 wurde mit der Schaffung neuer Intensivanlagen die Zwetschkenproduktion ausgeweitet. Dies wurde begleitet durch die Einbringung neuer Zwetschkensorten. Derzeit werden in der Region „Stanzer Zwetschke“ etwa 20.000 Zwetschkenbäume kultiviert, die durchschnittlich 25 Kilogramm Zwetschken pro Baum liefern. Die jährliche Ernte beträgt daher etwa 500 Tonnen Zwetschken. Die Zwetschkenproduktion ermöglicht den Bauern ein zusätzliches Einkommen und trägt zur nachhaltigen Landwirtschaft in der Region bei. Die überwältigende Blütenpracht der Obstbäume im Frühjahr lockt zahlreiche Touristen in die Region.

Gebiet/Region:

Die Gemeinden Stanz, Grins und Pians liegen im Bezirk Landeck, im westlichen Teil Nordtirols, im sogenannten Tiroler Oberland. Die Gemeinden Stanz bei Landeck, Grins und Pians liegen oberhalb der Stadt Landeck auf einer nach Süden ausgerichteten Hangterrasse am Fuß der Lechtaler Alpen auf etwa 1.000 Meter Seehöhe.

Klima und Bodenbeschaffenheit:

Das Klima ist trocken und typisch für inneralpine Gebiete. Es zeichnet sich durch zahlreiche Sonnenstunden, große Unterschiede zwischen Tag- und Nachttemperaturen und durch das Auftreten von Föhnwinden aus. Die Böden sind karg und flachgründig. Das Klima schafft sehr günstige Bedingungen für den Obstbau und ist direkt verantwortlich für die Ausbildung des intensiven, unverwechselbaren Aromas der Stanzer Zwetschke.

Ein seit Jahrhunderten ausgeklügeltes Bewässerungssystem versorgt die Region mit dem erforderlichen Wasser.

Stanzer Zwetschke:

Sortenbeschreibung:

Zwetschken (Prunus domestica subsp. domestica) sind die Früchte von Steinobstbäumen aus der Familie Rosaceae. Sie haben oval geformte, glatte, ins dunkelblaue gehende, Früchte mit süßem Fruchtfleisch und flachem, spitz zulaufendem Stein. Die Steine lösen sich leicht vom Fleisch.

Die Stanzer Zwetschke wird häufig auch als „Stanzer Hauszwetschke“ bezeichnet. Über Jahrhunderte haben sich lokale Typen als Folge der Vermehrung vor Ort herausgebildet. Stanzer Zwetschke stellt geringe Ansprüche und zeichnet sich durch ihre besonders gute Anpassungsfähigkeit an Boden und Klima aus.

Spänling-Wildpflaume (Prunus domestica subsp. Pomariorum) sind große bis 40 Millimeter hellrosa gefärbte Früchte mit intensivem Rosenduft. Das Fruchtfleisch ist hellgelb, mehlig und mit einer dezenten Fruchtsäure versehen, der Stein ist flach und länglich.

Besonders geeignet für Marmelade (intensive Rotfärbung) und zum Destillieren, der Spänlingschnaps ist eine wahre Rarität, mit seinem würzigem, marmeladigen und intensiven Mandel-Zimt Ton eine Besonderheit.

Zwetschkenbäume:

Die Bäume der Stanzer Zwetschke sind stark- und steilwüchsig. Die Krone ist hochoval und neigt zur Verkahlung der unteren oder inneren Astpartien. Die Bäume lassen sich als starkwüchsige Rundkronen oder als schwachwüchsige Spindeln erziehen.

Blüten und Früchte:

Stanzer Zwetschkenbäume sind höhenbedingte Spätblüher und sind daher durch Blütenfrost wenig gefährdet. Das sichert regelmäßig reichen Ertrag. Kühle und nasse Witterungen bei der Blüte kann allerdings Infektionen durch Taphrina pruni auslösen die zur Narren- oder Taschenkrankheit führen.

Die Bäume tragen mittel- bis spätreifende Zwetschken. Die Früchte reifen ziemlich gleichmäßig. Die Erntezeit im Herbst erstreckt sich über ein paar Wochen (September bis Oktober). Die Zwetschken werden händisch von den Bäumen gepflückt.

Die Zwetschken sind gut haltbar und transportfähig. Sie neigen allerdings zur Halswelke (Schrumpfung im Stengelbereich) bei trockener, warmer Witterung (Föhnlage) während der Ernte.

Die Stanzer Zwetschken haben einen Mindestfruchtdurchmesser von 32 Millimeter, ein Fruchtgewicht von circa 20 Gramm sowie einen bemerkenswert hohen Zuckergehalt. Das Fruchtfleisch der Stanzer Zwetschke ist saftig, mit einem reichhaltigen süßen Geschmack und unvergleichlichen, intensiven Aroma.

Verwertung:

Spezielle Rezepte für die Weiterverarbeitung der Früchte werden von Generation zu Generation weitergegeben. Aus den Stanzer Zwetschken werden vor allem Marmeladen, liebliche Liköre sowie sortentypische Edelbrände hergestellt oder sie werden in der traditionellen Küche verwendet. Beliebte traditionelle Produkte sind zum Beispiel: Zwetschkenstrudel, Zwetschkenknödel, Zwetschkenfleck und Zwetschkenröster.

Rund 180 Schnapsbrenner der Region sind in der Verarbeitung von heimischen Obst zu Edelbränden (Schnäpsen) tätig.

Die Stanzer Zwetschke bildet die Basis für die Herstellung des berühmten Zwetschkenschnapses. Er zeichnet sich durch ein kräftiges Aroma, eine typische Zimtnote sowie einen leichten, dezenten Bittermandelgeschmack, der von den Steinen stammt, aus.

Eine weitere regionale Spezialität ist die Schokolade „Tiroler Edle“ mit einer Füllung aus dem Edelbrand Stanzer Zwetschke. Die Milch für diese Schokolade kommt von Tiroler Grauvieh.

Das Brennereidorf Stanz wurde im Jahre 2008 gegründet und sorgt mit seiner jährlich stattfindenden Schnapsprämierung Brenn.Kunst Stanz für Qualität der Zwetschken- und Spänlingschnäpse.

Den Jahreshöhepunkt stellt das Kultfest „STANZ BRENNT“ welches, jeweils am ersten Sonntag im September, mit tausenden Besuchern gefeiert wird, dar.

Zusammenhang mit dem geographischen Gebiet und Traditionellem Wissen:

  • Spezielle flachgründige, karge Böden und trockene inneralpine Klimaverhältnisse im Anbaugebiet ermöglichen Obstbau in 1.000 Meter Seehöhe.
  • Ausgeprägte Bodenständigkeit: Stanzer Zwetschkenbäume wurden Jahrhunderte lang auf den Höfen nur durch Keimung aus Samen und über Wurzelschoße vermehrt.
  • Diese Produktionsmethode führte zu einer ausgezeichneten Anpassung der Bäume an die spezifische geographische Lage.
  • Stanzer Zwetschke umfasst verschiedene lokale Typen, die sich über Jahrhunderte entwickelten.
  • Dank der Kulturart und besonderen geographischen Verhältnissen können Zwetschken erzeugt werden, die hinsichtlich Geschmack Besonderes bieten.
  • Der einzigartige Geschmack und das Aroma der Stanzer Zwetschke stehen in direkter Beziehung zu den mineralischen Böden, zahlreichen Sonnenstunden und Fönwindlagen.
  • Die Erzeugung von Stanzer Zwetschken ist das Ergebnis des Traditionellen Wissens, das von in diesem Bereich Beschäftigten weitergegeben wurde: Traditionelles Wissen und Erfahrung der Obstbauern (Anpassung der Erziehungsform an die Gegebenheiten der Umwelt, Auswahl von Lokalsorten, Vermehrung durch Samen und Wurzelschösslinge, Verbesserung des Erbguts, Zwetschkenproduktion im alpinen Gebiet, Know-how des Ernteverfahrens) sowie Erfahrung der Aufkäufer und Einzelverkäufer in der Vermarktung.

Vermarktung:

SALT Bäuerliche Vermarktungs- und Erzeugergemeinschaft Stanz regGenmbH
Stanz 163
6500 Landeck

Schutz:

„Stanzer Zwetschken“ ist eine EU Gemeinschaftsmarke (Wort- Bild-Marke Nummer 003982221)

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Tirol, Region, Stanz, Grins, Pians, Landeck, Zwetschke, Pflaume, Steinobst, P. domestica subsp. domestica, Hauszwetschke, Stanzer Zwetschke, Stanzer Hauszwetschke.

Bibliographie/ Referenzen

Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 19.12.2023.

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Gemeinde Grins, Telefon +43 5442 62055, 6591 Grins Nummer 57
Gemeinde Pians, Telefon +43 5442 62010, 6551 Pians Nummer 47
Gemeinde Stanz, Telefon +43 5442 64237, 6500 Stanz bei Landeck Nummer 11

Autoren

Mag.a Eva Sommer, Dr. Erhard Höbaus